Krefeld Der Verein „Die Wiege“ startet ein neuartiges Projekt, in dem Familien in Krisen begleitet werden. Bundespräsident Steinmeier ist davon so begeistert, dass er Akteure des Vereins zu seinem Sommerfest nach Berlin einlud.
Der Krefelder Verein „Die Wiege“ startet mit seinem Projekt „DaSein“ eine neuartige Initiative, die bereits vor ihrem offiziellen Beginn hohe Wertschätzung erfahren hat. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lud Repräsentanten des Vereins um die Bürgermeisterin und zweite Vereinsvorsitzende Karin Meincke zu seinem Sommerfest Ende August ein. „Was wir dort tun werden, ob wir einen Stand oder eine Präsentation haben, das wissen wir noch nicht“, sagt Meincke. Sie hatte den Besuch des Bundespräsidenten in Krefeld am 2. Februar genutzt, um ihm das Projekt vorzustellen. Steinmeier hatte sich im Rathaus eine Stunde Zeit genommen, um mit Bürgermeistern und Vertretern der Ratsfraktionen in Ruhe zu reden.
Neuartig an dem Projekt ist der Ansatz, Familien in Not ganzheitlich zu helfen und ein Stück zu begleiten, also nicht nur beim Spezialfall Altenpflege, sondern bei allen möglichen Notsituationen. „Wir leben heute in einer Zeit, in der traditionelle Familienkonstrukte immer mehr aufgebrochen werden“, sagt Meincke. „Das führt dazu, dass oft nur wenige Angehörige da sind, wenn Pflege nötig wird. Außerdem leben Familienmitglieder oft weit voneinander entfernt.“ Daher seien Angehörige mit der Pflege und oder anderen Krisensituationen oft überfordert, erläutert Meincke. Hier will der Verein in Krisensituationen helfen und zum Beispiel kranken Menschen ein würdiges Leben, den Angehörigen Entlastung und ehrenamtlichen Helfern eine gute Unterstützung angedeihen lassen.
„Wir wollen dabei ausdrücklich niemandem den Job wegnehmen. Es geht nicht darum, Pflegestellen zu ersetzen, sondern Hilfe zu ergänzen“, sagt Vereinssprecherin Chrismie Fehrmann. Meincke fügt hinzu: „Unsere Ehrenamtler sollen zumindest stunden- oder tageweise praktisch ein Teil der Familie werden, sich in die Familie einfinden und die herkömmlichen Familienstrukturen ein Stück weit abbilden. Wichtig ist: Wir suchen Helfer. Zunächst regional, aber wir möchten perspektivisch deutschlandweit aktiv werden.“
Das Idealbild wäre der Angehörige aus Hamburg, der in München lebt. Über den Verein könnte er jemanden in Hamburg finden, der bei der Pflege der Eltern hilft, und seinerseits einer Familie in München helfen. „Selbst aktiv zu werden ist aber keine Voraussetzung, nur ein Idealbild“, sagt Meincke.
Es gibt schon Fälle erfolgreicher Hilfe. So im Fall von Guido Hass. Er leidet an einer Muskeldytrophie in den Beinen, verlor überdies bei einem Unfall den linken Arm. Eigentlich suchte er Sterbehilfe, ist aber nun mit Hilfe des Vereins wieder voll im Leben angekommen und unterstützt „Die Wiege“ im Onlineauftritt. Und auch die Polin Wicki ist ein leuchtendes Beispiel. Sie litt an der tödlichen Krankheit Moyamoya, einer Nervenkrankheit, die mit zehn Jahren zum ersten Schlaganfall führte. Sie erhielt mittlerweile eine Stammzelltherapie, machte als Beste ihrer Schule das Abitur und will Psychologie studieren.
Für den Berlin-Besuch bereiten die Verantwortlichen einen Film über ihr Projekt vor. „Vermutlich wird der Film ‚DaSein in 3-D’ heißen“, sagt Meincke. Die drei D stehen für die drei Beteiligten: der Patient, der umsorgende Angehörige und der helfende Ehrenamtler.
Quelle: Rheinische Post Krefeld