Saba hat zwei Pflege-Omas
Der Hilferuf an die Wiege hätte nicht lauter sein können. Im Herbst erreichte die Vorsitzenden ein Anruf der Stadt Krefeld, ob sie eine Möglichkeit sehen würden, eine junge afghanische Flüchtlingsfamilie bei der pflegerischen Betreuung der fünf Monate alten schwer kranken Tochter zu unterstützen. Die Kleine hatte während der Geburt einen Herz- und Atemstillstand erlitten, begleitet von Sauerstoffmangel und 20-minütiger Wiederbelebung.
Der Intensivpflegedienst hatte kurzfristig den Vertrag gekündigt. So stand die Familie ganz plötzlich vor der Herausforderung, die kleine Saba mit Luftröhrenschnitt, künstlicher Ernährung und weiteren gesundheitlichen Einschränkungen rund um die Uhr alleine zu versorgen. Einen anderen Kinderkranken-Pflegedienst zu erreichen, war in ganz Deutschland nicht gelungen.
Marie-Luise Florenz und Karin Meincke, beide im Projektleitungsteam von „DaSein“ und examinierte Krankenschwestern mit Intensivpflegeerfahrung, zögerten keine Minute, um der Familie ehrenamtlich zur Seite zu stehen. Sie gingen als, wie sie sich selber bezeichneten, „Pflege-Omas“ zu der Familie nach Hause und wurden vorübergehend mehrere Stunden täglich pflegerisch aktiv. Gleichzeitig lief die Suche nach einem Kinderkrankenpflegedienst auf Hochtouren.
Die beiden „Pflege-Omas“ brachten ihre jahrzehntelangen Erfahrungen ein, um das Mädchen intensiv zu fördern. Beiden war klar, dass bei einem so kleinen Kind noch viele Möglichkeiten bestehen, Fähigkeiten wieder zu aktivieren. Marie-Luise Florenz bündelte vorhandene und neue Fachdienste. Intensive Physiotherapie in der häuslichen Umgebung, die Anleitung der Eltern mit ihrer Tochter zusätzliche Bewegungsübungen zu trainieren, standen auf dem Tagesplan. Die Ermutigung der Eltern, ihr Kind mehr aus dem Bettchen zu nehmen und dadurch viel Nähe und Normalität zu geben, ebenso.
Gemeinsam mit Bernadette Heinz von der Frühförderung des Landschaftsverbandes, Schwerpunkt Sehen, wurden weitere Maßnahmen vereinbart. So schaffte Dachdeckermeister Bernhard Jentges ehrenamtlich die Möglichkeit, das Fenster zu verdunkeln, um dadurch auch tagsüber gezielt Lichtreize geben zu können.
Das dazugehörige Gerät „Litescout“, eine magnetische Tafel zur Förderung sehbehinderter Menschen, finanzierte die Wiege. Gleichzeitig besorgten Sabas Mutter und Karin Meincke über die Wiege farbenfrohe Möbel und einen Teppich mit großen Karos, um im Kinderzimmer viele Sinnesreize zu schaffen. Liebevolle Menschen, die von dem Schicksal der kleinen Familie hörten, spendeten ein wunderschönes Puppenhaus.
In den acht Monaten der Wiege-Begleitung hat Saba enorme Fortschritte gemacht. Sie begann aktiv zu hören und zeigt jetzt mit einem Lächeln, wie wichtig ihr die vertrauten Stimmen von Mama und Papa sind. Das Mädchen versucht zu sprechen, was auf Grund des vorhandenen Luftröhrenschnitts mit Kanüle noch nicht möglich ist. Die Eltern werden durch die Logopädin und die Pflegefachkräfte des neu gewonnenen Kinderkrankenpflegedienstes der DRK-Schwesternschaft Krefeld angeleitet, die Schluckreflexe zu aktivieren.
Nun werden die Krabbel-, Lauf- und Sitzbemühungen von Saba, die ihren ersten Geburtstag mit einer großen Torte gefeiert hat, intensiv gefördert. Es ist noch ein langer Weg, aber die Kleine kämpft sich, gemeinsam mit ihren Eltern und den beteiligten Fachleuten zurück ins Leben. Die Wiege-Mitglieder freuen sich, diesen Weg unterstützen und begleiten zu können. Auch Sabas Vater, Sohrab Sarvary ist glücklich über die Hilfe: „Unser Kind wurde so schwer krank geboren, wir wussten nicht mehr weiter. Seitdem die Wiege zu uns gekommen ist, sind wir eine richtige Familie geworden.“